Geliebter Lügner
Um sie ranken sich viele Gerüchte: Bernhard Shaw und Mrs. Patrick Campbell schreiben sich 40 Jahre lang Briefe, doch sie ist mit Winston Churchills Vater verheiratet.
„Das ist ungeheuerlich. Eine Lüge. Aber Du hast sowieso längst vergessen, was Du in Deinem letzten Brief geschrieben hast. ‚Geliebter Lügner´.“ (Stella Patrick Campbell in einem Brief an Bernard Shaw)
Dies ist das Titel gebende Zitat für die aus Briefen zusammengestellte Komödie von Jerome Kilty. Doch viel wichtiger hierbei ist, wer die Korrespondenz geführt hat: Es war niemand geringeres als der irische Autor, Satiriker und Politiker George-Bernard Shaw und die nicht weniger bekannte Schauspielerin Stella Patrick Campbell.
Bernard Shaw machte sich unter anderem durch seine Dramatisierung „Pygmalion, der Roman eines Blumenmädchens“ einen Namen. Das Stück war die Vorlage für den Musical-Hit „My Fair Lady“. Doch dies geschah erst viel später... Der erste Schnittpunkt für den Briefverkehr mit Stella Patrick Campbell war Shaws Verlagen, sie in einem selbstgeschrieben Stück zu sehen – nachdem sie ihn auf der Bühne verzaubert hatte...
Mrs Patrick Campbell, ihr Künstlername, gehörte zu den großen Schauspielerinnen ihrer Zeit – gemeinsam mit Eleonora Duse und Sarah Bernhardt, die sie beide persönlich kannte. Sie hatte nicht nur auf Europas Theaterbühnen Erfolg, sondern spielte auch 30 Jahre am Broadway. Ihr Privatleben war schon immer auch zu Teilen öffentlich – nicht nur weil sie sich den Stiefvater von Winston Churchill, George Cornwallis-West, als zweiten Mann aussuchte. Auch zu Lebzeiten rankten sich Gerüchte über ihre Beziehung zu Shaw. Nicht zuletzt auf Grund des Gemäldes „The Vampire“, welches die Gesichtszüge von Mrs. Pat – wie sie liebevoll genannt wurde – zeigt...
In über 40 Jahren Briefkorrespondenz tauschten sich der gebürtige Ire und die erfolgreiche Schauspielerin über alles aus, was sich in ihren Leben abspielte. Auch wenn man heute gerne denkt, damals sei alles anders gewesen, so ist dieses Stück doch aktuell wie noch nie.