Raten Sie mal!
Zum 30-jährigen Jubiläum des Kunst-Abos
Am 1. Januar 1990 startete die Kulturgemeinschaft mit dem Kunst-Abo. Aboreihen für Konzert, Theater, Oper und Ballett gab es bis dahin bereits, in Stuttgart genauso wie in anderen Städten. Das Kunst-Abo jedoch, das die Abonnentinnen und Abonnenten zu festen Terminen in Museen, Ausstellungen und zu architektonischen Sehenswürdigkeiten führte, das war etwas ganz Neues und ist bis heute deutschlandweit einmalig. Kein anderer Veranstalter ist dem Stuttgarter Vorbild gefolgt. Das Kulturgemeinschaftspublikum genießt hier sozusagen Exklusivrechte. Das Format hat sich bei der Kulturgemeinschaft bereits in den Anfangsjahren fest etabliert. 35 Veranstaltungen standen in der ersten Saison auf dem Programm. Inzwischen sind daraus rund 300 Termine geworden. Eine Erfolgsgeschichte.
Das darf und soll gefeiert werden – aber wie? »Eine Besonderheit des Kunst-Abos ist es, dass unsere Teilnehmerinnen und Teilnehmer bei den Veranstaltungen fast unwillkürlich miteinander ins Gespräch kommen«, bringt es Michael Wenger auf den Punkt. Seit 1998 ist er bei der Kulturgemeinschaft mit an Bord, seit 2017 betreut er das Kunst- Abo. Bei den Führungen, Tagesfahrten, Kunsterlebnissen und Reisen geht für ihn das Kulturelle in das Gesellschaftliche über.
»Man lernt sich als Gruppe schnell kennen, trifft sich wieder – und plötzlich ist man im wahrsten Sinne des Wortes eine Kulturgemeinschaft «, fasst er seine jahrelange Erfahrung in Worte.
Was lag da näher, als zum Jubiläum eine Veranstaltung anzubieten, an der alle gleichermaßen beteiligt sind, die Kunstexperten ebenso wie die Teilnehmer? Natürlich sollte es um Kunst gehen, und ja, der Spaß durfte auch nicht zu kurz kommen. Damit war die Lösung gefunden: Gefeiert wird am 4. Mai mit einem unterhaltsamen »Quiz im Foyer«. »Wir feiern mit unserem Publikum und das Publikum feiert ein Stück weit sich selbst«, erläutert Wenger weiter. »Ohne unsere Teilnehmerinnen und Teilnehmer gäbe es ja gar kein Kunst-Abo«.
»Kunstgeflüster« lautet der Übertitel. In der Tat wird im Foyer der Kulturgemeinschaft geflüstert. Auf dem Podium sitzen an diesem Abend Ricarda Geib, Rita E. Täuber und Michael Wenger. Die Geburtstagsgäste aus dem Publikum sind aufgerufen, den dreien Bauwerke, Gemälde, Skulpturen und Objekte ins Ohr zu flüstern, die dann wiederum in der Gemeinschaft erraten werden sollen. Dazu gibt das Trio gezielte Hinweise. Die Gäste können Fragen stellen, mit denen sie dem gesuchten Kunstwerk mehr und mehr auf die Spur kommen. Die zur Frage stehenden Werke dürfen dabei gerne aus dem Fundus des Kunst-Abos stammen, müssen es aber nicht.
»Unser Quiz ist eine Mischung aus ‚Ich trage einen großen Namen‘ und ‚Was bin ich‘», verrät Michael Wenger, der ein solches Quiz vor Jahren schon einmal mit Teilnehmerinnen und Teilnehmern einer Silvesterreise gespielt hat. »Ursprünglich wollten wir nur die Stunden bis Mitternacht überbrücken – und dann wollte plötzlich niemand mehr aufhören. Es war ein unglaublicher Spaß!«
Zum Jubiläum hat Michael Wenger übrigens noch ein zweites Extra ins Programm genommen: architektonische Führungen um und durch den Landtag von Baden-Württemberg. Wer in der Stuttgarter Innenstadt unterwegs ist, nimmt den dunklen Block zwischen Opernhaus und Neuem Schloss vielleicht gar nicht mehr bewusst wahr. Zu Unrecht. »Das Gebäude erinnert ja bereits von außen verblüffend an die Architektur Mies van der Rohes«, verrät Wenger vorab. Welche Ideale und politischen Überzeugungen mit diesen klaren Architekturformen verbunden sind, soll hier noch nicht vorweggenommen werden. Michael Wenger verspricht allen Besucherinnen und Besuchern »eine unfassbar spannende Geschichte«.
Angelika Brunke