Programme, Pläne und Paläste
Bei den Foyer-Gesprächen der Kulturgemeinschaft kommen die Zuschauer Kulturschaffenden ganz nah
Wie entstehen Stücke, Spielzeitprogramme, Ausstellungen? Was Kulturschaffende antreibt, ist bei der Kulturgemeinschaft Stuttgart zu erfahren: Dort stellen sich Kreative verschiedenster Gattungen etwa einmal im Monat bei »Kultur im Foyer« beziehungsweise »Kunst im Foyer« den Fragen von Mitarbeitenden und dem Publikum. Der erste Gast der losen Reihe ist in der aktuellen Saison Viktor Schoner, der in dieser Spielzeit sein Amt als Intendant der Staatsoper Stuttgart antritt. Am 17. September spricht er mit der Geschäftsstellenleiterin Ulrike Hermann und ihrer Stellvertreterin Ute Harbusch über seine Pläne.
Es ist die erste Intendanz des 44-Jährigen, der in Aschaffenburg aufwuchs, Bratsche und Musikwissenschaften in Berlin studierte. Das Operngeschäft hat er aus vielen Perspektiven kennengelernt, etwa als persönlicher Referent und dramaturgischer Mitarbeiter von Gérard Mortier, damals Intendant der Salzburger Festspiele. Mit ihm ging Schoner zur Ruhrtriennale, entwickelte das Konzept mit, und an die Oper Paris. Zuletzt war er Betriebsdirektor an der Bayerischen Staatsoper in München. Er mag den Drei-Sparten-Gedanken in Stuttgart. Er sei ein Suchender, betont er, etwa nach dem, was Theater sei: »Wenn die Künstler aufhören zu suchen, ist es vorbei mit der Kunst.« Was die Landeshauptstadt ausmacht, das diskutiert Klaus Jan Philipp, Leiter des Stuttgarter Instituts für Architekturgeschichte, am 15. Oktober mit Michael Wenger vom Kunst-Büro der Kulturgemeinschaft. Vom Mittelalter bis heute blicken sie auf das Thema »Stuttgart – Planstadt?«. Anlass: Der legendäre Generalbauplan für Stuttgart, den Nikolaus Friedrich Thouret, der Hofbaumeister von König Friedrich von Württemberg, entwarf, wird zweihundert! Auch die »Architektenstadt« Stuttgart wird analysiert, die ihre Baugeschichte zu negieren scheint. Philipp promovierte über die mittelalterliche Architektur in Südwestdeutschland. Er organisierte am Deutschen Architekturmuseum in Frankfurt am Main die Schau »Revolutionsarchitektur « und war Professor für Bau- und Stadtbaugeschichte an der Kunsthochschule Hamburg.
Zwei Kunsthistorikerinnen stellen am 22. Oktober Kunstreisen vor, die die Kulturgemeinschaft im März 2019 mit Binder Reisen anbietet. Andrea Welz entführt nach Marokko – in Paläste, Souks, zu Schlangenbeschwörern und Geschichtenerzählern des Djemaa el Fna, auf den Markplatz in Marrakech, zum Yves-Saint-Laurent-Museum und zu André Hellers »Paradiesgarten Anima« im Ourika-Tal. Dass »Mallorca – Künstler, Gärten und Jugendstil« Entdeckungen jenseits der Touristenpfade bietet, zeigt Ricarda Geib: »Es Baluard«, das Museum für moderne und zeitgenössische Kunst in Palma, die im Norden traumhaft gelegene Fundación Jakober mit der privaten Kunstsammlung des Künstlerpaars Yannick y Ben Jakober oder das Ex-Atelier von Joan Miró in Cala Mayor. Musik ist am 29. Oktober Thema. Markus Korselt, seit 2017 Intendant des Stuttgarter Kammerorchesters (SKO), spricht über die aktuelle Spielzeit – die erste aus seiner Feder. Wie man ein Programm für ein Orchester maßschneidert, das eine klangliche Bandbreite von Barock bis zu zeitgenössischen Komponisten hat, schildert er Ulrike Hermann und Ute Harbusch. In dieser Saison ist der Alte-Musik-Star Trevor Pinnock ebenso Gast beim SKO wie der österreichische Elektronik-Musiker »Elektro Guzzi«. Beim Konzert »Local Heroes« sind genialische, vergessene Werke von Komponisten aus Stuttgart und der Region zu entdecken, etwa von Anton Stamitz und August Halm.
Petra Mostbacher-Dix