Nicht immer Tristan und Isolde
Petra Maria Schnitzer und Peter Seiffert singen Operettenmelodien
Als die »Lohengrin«-Neuinszenierung von Götz Friedrich im Jahr 1990 an der Deutschen Oper Berlin ihre Premiere hatte, erlebte der Tenor Peter Seiffert seinen internationalen Durchbruch. Als Weltsensation und idealer Wagner-Interpret wurde der damals 36-Jährige gefeiert, der zu diesem Zeitpunkt schon den typischen Weg eines Opernsängers in Deutschland gegangen war: An der Rheinoper hatte er Ende der 1970er Jahre im lyrischen Fach mit Mozartrollen debütiert, dann aber schnell den Weg an die Bayerische Staatsoper und nach Berlin gefunden. Danach gab es kein Halten mehr, vor allem als er sich immer häufiger Wagner- Rollen, etwa dem Stolzing in »Die Meistersinger von Nürnberg« oder den Titelpartien in »Lohengrin « und »Parsifal« widmete.
Seiffert selbst nannte das in einem Interview vor einigen Jahren eine »Schiene«, von der »man nicht wieder herunterkommt«, wenn man einmal auf ihr drauf sei. Ein bisschen Bedauern schwang in diesen Worten mit, wohl weil er die Festlegung auf das Heldentenor-Repertoire nicht mochte, gerne auch noch Partien des vermeintlich leichteren Fachs singen wollte. Auch wenn ihm dieser Traum nicht mehr erfüllt werden sollte, erhielt er sich lange Jahre die lyrischen Qualitäten seiner Stimme, sang etwa den Lohengrin mit weich fließenden Mozart-Linien. Doch die Wünsche der Opernhäuser und Festivals haben Peter Seiffert unaufhaltsam in Richtung der immer schwereren Partien geführt, bis hin zu Wagners »Tristan«. Der wiederum sollte – erneut an der Deutschen Oper Berlin – ebenfalls zu einem Meilenstein seiner Laufbahn werden, diesmal im Verbund mit seiner zweiten Ehefrau Petra Maria Schnitzer, die an der Seite Seifferts ihr bejubeltes Rollendebüt als Isolde gab.
Neun Jahre jünger als ihr Mann ist die Österreicherin Schnitzer, deren Karriere im Opernstudio der Wiener Staatsoper begann und sie schnell in großen Partien, zunächst des lyrischen und jugendlichen, dann auch des dramatischen Fachs, vor allem nach Wien und München führte. Dort begegnen sich die Sopranistin und der Tenor bei einer Produktion von Smetanas »Die verkaufte Braut« im Jahr 1997. Die Hochzeit und die Geburt der Söhne Florestan und Tristan folgen bald – und damit auch ein Problem für das Sänger-Ehepaar, das zwei Karrieren und die Familie unter einen Hut bekommen will, was leichter gesagt als getan ist. Eine Zeitlang versuchen sie, nur gemeinsam aufzutreten, was nicht recht gelingen will. Also passen die beiden ihre beruflichen Terminkalender in doppeltem Sinne an: Nicht mehr jede Anfrage wird angenommen, wenn der eine singt, hat der andere frei, um Zeit für die Kinder zu haben. In den letzten Jahren ist es ruhiger geworden für die beiden, vor allem für Schnitzer, und so bleibt Raum für die leichte Muse, die sie mit Operetten- Melodien am Neujahrstag bei den Stuttgarter Philharmonikern beschwören.
Markus Dippold