Mehr als nur die Wilhelma
König Wilhelm I. von Württemberg als Förderer der Künste
Leicht hatte er es nicht. Als Wilhelm I. im Jahr 1816 König von Württemberg wurde, verdüsterte sich das Wetter schlagartig. Es war nicht die Schuld des R egenten, sondern die des Vulkans Tambora, der ein Jahr zuvor in Indonesien ausgebrochen war. Die Asche veränderte das Wetter auch in Europa. Das Ergebnis waren Missernten und Hunger. So ist W ilhelm I. vor allem als der König in die Geschichte eingegangen, der die Landwirtschaftliche Versuchsanstalt in Hohenheim gründete, aus der später die Universität Hohenheim hervorging. Auch das Landwirtschaftliche Hauptfest hat er ins Leben gerufen.
Bei dem Kunsterlebnis »Wilhelm I. und die Künste« kann man den Monarchen nun von einer anderen Seite kennenlernen. Er war nämlich auch ein Sammler und Förderer der Künste. Der heutigen Staatsgalerie, die 1843 als »Museum der Bildenden Künste« eröffnet wurde, schenkte er einen großen Bestand an Werken aus königlichem Besitz. Der König war dem Museum stets eng verbunden und überreichte ihm jedes Jahr nicht nur ein neues Werk, sondern erwarb für es 1852 in Venedig auch die große Sammlung »Barbini-Breganze« mit 250 bedeutenden Werken des italienischen Barock. Die Kunsthistorikerin Ricarda Gib erinnert in der Staatsgalerie daran, wie wichtig der König für die Kunst im Land war. Er förderte gezielt zeitgenössische Künstler und umgab sich auch privat gern mit Kunst in seinen Schlössern Rosenstein und Wilhelma. Wilhelm wollte sich aber nicht nur selbst an der Kunst erfreuen, sondern ging durchaus mit pädagogischem Eifer ans Werk. Er unterstützte das Museum auch deshalb, weil er den Geschmack seiner Untertanen bilden wollte.
Eine besondere Leidenschaft des Königs galt Aktdarstellungen. Deshalb führt das Kunsterlebnis nach einer Kaffeepause im Restaurant Fresko weiter in den Schlossgarten. Hier träumen zwischen den Bäumen und Sträuchern noch heute sinnliche Nymphen aus Stein. Auch die berühmten »Rossbändiger« im Unteren Schlossgarten geht auf Wilhelm zurück. Die beiden Marmorgruppen des Bildhauers Ludwig von Hofer entstanden während s einer Amtszeit. Hofer, der 1801 in Ludwigsburg geboren wurde, war lange in München und Rom tätig. 1838 kehrte er nach Stuttgart zurück, wo der König sofort ein Werk von dem international gefragten Schwaben kaufte. In den folgenden Jahren beauftragte er Hofer immer wieder, für den Schlossgarten kolossale Skulpturen zu entwerfen.
Adrienne Braun