Frauensache
Beate scheint in Hanna die ideale Nachfolgerin für ihre Frauenarztpraxis gefunden zu haben. Dann entzündet sich am Thema „Abtreibung“ ein scharfzüngiger Machtkampf.
Die Frauenärztin Beate sucht eine Nachfolgerin für ihre Praxis. Das ist nicht einfach, denn das Interesse an einem arbeits- und betreuungsintensiven Arztjob auf dem Land ist gering. Doch dann meldet sich Hanna. Sie scheint genau das zu sein, was Beate gesucht hat: eine engagierte Feministin, freundlich, offen und voller Idealismus. Als während ihrer Gespräche zur Praxis-Übernahme eine Frau wegen eines Schwangerschaftsabbruchs in die Sprechstunde kommt wird deutlich, dass es in dieser Frage erhebliche Meinungsunterscheide gibt, die Beates Entscheidung stark beeinflussen könnten.
Das Stück greift die aktuelle Diskussion über Schwangerschaftsabbrüche und das Werbeverbot für diese auf. Gleichzeitig geht es um neu-konservative Frauenbilder: Als Postergirls der Nazihipster, als besorgte Mütter, als engagierte Frauen im sozialen Bereich und als Identifikationsfiguren für Menschen, die rechtspopulistischen Ideologien sonst skeptisch gegenüberstehen. Man will im vorpolitischen Raum anschlussfähig sein, und da ist das hochemotionale Thema „Abtreibung“ eine Steilvorlage.
In Lutz Hübners und Sarah Nemitz` Stück werden Feminist:innen und ihre Feind:innen gleichermaßen scharfzüngig behandelt. Erstmals hat Deutschlands meistinszeniertes Autorenduo für eine ausschließlich weibliche Besetzung geschrieben und mit den sechs Frauenfiguren eine kluge Anordnung geschaffen, die unsere gegenwärtige gesellschaftliche Stimmungslage interessant beschreibt.